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Retriever Prüfungswesen

Deutsche Prüfungswesen für Retriever

Das deutsche Prüfungswesen für Retriever

Vorwort:
Unsere Fabricia-Faja ist nun 2 Jahre alt. Als ich mit Faja in die Retriever-Arbeit eingestiegen bin war für mich Vieles völlig unbekannt. Erst mit der Zeit lichten sich einige Rätsel rund um Prüfungsordnungen. Durch diesen Bericht möchte ich es Mitgliedern in unserer Umbra Fida Familie leichter machen, einen groben Überblick und damit vielleicht auch einen leichteren Einstieg in die Praxis zu bekommen. Natürlich habe ich auch aus Selbstzweck gehandelt. Denn durch diese Zusammenfassung nichtjagdlicher und jagdlicher Prüfungen habe auch ich mir wieder Wissen erarbeitet. Dieser Bericht stellt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Manch erfahrener Hundeführer möchte mir auch den einen oder anderen Fehler verzeihen. „Nobody is perfect und angefangen haben wir alle einmal“.
Bestandteil dieses Berichtes sind Dummy- und jagdliche Prüfungen. Auf Field Trials als Prüfungen bei Niederwildjagden möchte ich hier nicht eingehen.

Der Deutscher Retriever Club e.V. teilt die Retrieverarbeit in die nichtjagdliche und jagdliche Arbeit ein. Die nichtjagdliche Arbeit beinhaltet jegliche Arbeit ohne Wild, so auch die Dummyarbeit.
Nichtjagdliche Prüfungen Dummyarbeit
Im DRC wird die Dummyarbeit mit Prüfungen verschiedenster Schwierigkeitsgrade betrieben.



Im DRC wird unterschieden zwischen Dummyprüfung und Workingtest. Die Prüfungen werden nach den Leistungsklassen Anfänger-, Fortgeschrittenen- und Siegerklasse bzw. Offenen Klasse unterschieden. Der Hund muß durch Bestehen der Dummyprüfung nachweisen, dass er die Mindestanforderungen der jeweiligen Leistungsklassen beherrscht. Der Hund soll somit vor Überforderung geschützt werden. Somit ist das Bestehen der Dummyprüfung die Voraussetzung für den Start in der jeweiligen Leistungsklasse der Workingtests. Die Aufgabenstellung der Dummyprüfung ist vorgeschrieben. Dagegen sind die Aufgaben der Workingtests gänzlich unbekannt. Die Aufgabenstellung sollte sich an niederwildjagdnahen Situationen orientieren. Die Dummyprüfungen werden in die Arbeitsdisziplinen Gehorsam, Markieren, Suchen und Einweisen eingeteilt. Es gilt die Ordnung für Arbeitsprüfungen mit Dummies (APD/R).

Eine vergleichbare bestandene jagdliche Prüfung, z.B. die JP/R im DRC für die Anfängerklasse, befähigen ebenfalls den Start in der entsprechen Leistungsklasse auf Workingtests. Des Weiteren werden vergleichbare Dummyprüfungen im GRC oder LCD anerkannt. Eine weitere Zugangsberichtigung ist ein bestandener Workingtest im Ausland.

Jagdliche Prüfungen
Der Retriever gehört zur Gruppe der Apportierhunde. Die Apportierhunde wurden gezüchtet, um erlegtes Niederwild zu suchen und dem Hundeführer zu bringen. Der Retriever als eigentlicher Spezialist für die Niederwildjagd wird in Deutschland noch eher selten zur Jagd eingesetzt. „Der deutsche Jäger sucht einen vielseitigen Gebrauchshund für die Jagd, wie z.B. den Deutsch Drahthaar“ heißt es immer wieder aus Jägerkreisen. Der Hund soll alles können. Teilweise ist dieses Argument nachvollziehbar, da es in Deutschland einfach nicht so viele reine Niederwildreviere gibt und die Wahl des Jagdhundes in der Regel zweckorientiert ist. Oftmals sind es aber auch nur Vorurteile gegen unsere Retriever. Es werden ihnen vielseitige Aufgaben nicht zugetraut. Allerdings bröckeln diese negativen Meinungen, dank immer wieder gezeigter Retriever-Leistungen in den Jägerschaften. Der jagdliche Einsatz des Retriever bietet sehr viel Diskussionsstoff. Man siehe nur die Leserbriefe und kontroverse Diskussionen in „Der Retriever“ in den Ausgaben 1 und 2/2008. Ich bin zu unwissend, um mir ein Urteil zu erlauben.

Die Prüfungen werden in zwei Arten unterschieden. Aufgrund gesetzlicher Grundlage und vom JGHV (Jagdgebrauchshundeverband) bzw. von ihm angeschlossenen Zuchtvereine (-> DRC) durchgeführten Prüfungen.

Als Verbandsprüfungen werden alle Prüfungen bezeichnet, die nach den Prüfungsordnungen des Jagdgebrauchshundverbandes abgehalten werden bzw. nach Prüfungsordnungen der dem Jagdgebrauchshundverband angeschlossenen Zuchtvereine. Der DRC ist als Rassezuchtverein für Retriever Mitglied im JGHV. Neben den Verbandsprüfungen gibt es weitere Hundeprüfungen, wie die Brauchbarkeits- bzw. Jagdeignungsprüfungen der Bundesländer sowie die außerhalb des Jagdgebrauchshundwesens des JGHV stattfindenden Prüfungen nach den Prüfungsordnungen der FCI.

Prüfungen im JGHV sowie im DRC werden nach Anlagen- (Zucht-) und Leistungsprüfungen unterschieden.

Retriever, der Gruppe der Apportierhunde zugeordnet, können durchaus an Prüfungen anderer Jagdhundegruppen teilnehmen. So sind mir Flatcoated Retriever bekannt die erfolgreich die Herbstzuchtprüfung der Vorstehhunde absolvieren konnten.

Anlageprüfungen
Sinn und Zweck einer Anlagenprüfung ist die Feststellung der natürlichen Anlagen des Jagdhundes im Hinblick auf seine Eignung und zukünftige Verwendung im vielseitigen Jagdgebrauch sowie als Spezialist oder als Zuchthund. Die Zuchtprüfungen dienen ferner dem Erkennen des Erbwertes der Eltern, dessen Feststellung durch Prüfung möglichst vieler Wurfgeschwister erleichtert wird.

Ein besonderes Augenmerk ist daher auf die Feststellung der Anlagen und Eigenschaften zu richten, die den sicheren Verlorenbringer oder Nachsuchenhund befähigen und auszeichnen.
Dazu sind eine sehr gute Nase, gepaart mit Finder- und Spurwillen sowie Wesensfestigkeit, die sich in der Ruhe, in der Konzentration und im Durchhaltewillen bei der Arbeit zeigen, sichere Anhaltspunkte.

Bei den Anlageprüfungen muß es die höchste Aufgabe der Richter sein, Hunde zu ermitteln, die durch ihre gezeigten Anlagen für die Jagdgebrauchshundzucht besonders wertvoll sind.
So heißt es in der Jagdzeitschrift „Wild und Hund“: „Es besteht wohl Einigkeit zwischen Praktikern und Wissenschaftlern, dass das fertige "Produkt" Jagdhund in etwa 1/3 Anlage, d.h. genetisch bedingt ist, während es zu 2/3 umweltbedingt ist. Da der Mensch die Umwelt des Hundes bewusst oder unbewusst gestaltet, hängt es mithin weitgehend von ihm ab, was aus einem Welpen, einem Jagdhund, einmal wird.“
Je älter ein Hund ist, umso schwieriger ist es, genau festzustellen, welche Verhaltensweisen anlagebedingt und welche erlernt, d.h. zum Teil anerzogen sind. Daher sollen auf bestimmte Verhaltensweisen (Anlagen) frühstmöglichst Feststellungen getroffen werden.

Nach einem in den Prüfungsordnungen festgeschriebenen Bewertungssystem werden die gezeigten Anlagen für das Erreichen einer ganz bestimmten Qualifikation errechnet.

Leistungsprüfungen
Zweck der Leistungsprüfungen ist die Feststellung der Brauchbarkeit der für den vielseitigen Jagdbetrieb (Feld-, Wald- und Wasserarbeit). Spezialisten weisen ihre Leistungen auf entsprechenden Spezialprüfungen nach.
Es ist neben den einzelnen Leistungen großer Wert auf die Feststellung und Bewertung einer gründlichen Ausbildung und Abführung im Gehorsam sowie auch auf jagdpraktische Erfahrungen der Jagdhunde zu legen. Auf den Leistungsprüfungen kommt es im Gegensatz zu den Anlageprüfungen allein auf Leistung der Hunde in bestimmten Fächern an.
Auf den Leistungsprüfungen wird, soweit das überhaupt möglich ist, versucht, die Hunde im praktischen Jagdbetrieb zu beurteilen; soweit das nicht möglich ist wird man versuchen eine praktische Jagd zu simulieren. Die Hauptzeit der Jagd liegt im Herbst, daher finden Leistungsprüfungen auch zu dieser Zeit statt. Es kommt bei den Leistungsprüfungen nicht wie bei den Anlage- oder Zuchtprüfungen darauf an, möglichst frühzeitig ganz bestimmte Feststellungen zu treffen. Vielmehr ist hier ausschlaggebend, dass es sich um möglichst schon im Jagdbetrieb erfahrene und bewährte Hunde handelt. Es gibt im Gegensatz zu den Anlageprüfungen keine Beschränkungen im Hinblick auf ein Höchstalter der zu prüfenden Hunde. Vielmehr müssen hier die Hunde teilweise ein ganz bestimmtes Mindestalter erreicht haben.
Jagdliche Prüfungen, Prüfungen im Jagdgebrauchshundeverband (JGHV)


3.1 Prüfungen aufgrund gesetzlicher Grundlage

Hier ist die Jagdeignungsprüfung mit Schweiß (JEP/s) zu nennen. In einigen Bundesländern wird sie auch als Brauchbarkeitsprüfung (BP) bezeichnet.

Zweck:
Damit ein Jagdhund bei jeglicher Art von Nachsuche (Verlorenbringen, Schweißarbeit) eingesetzt werden kann, muß er eine solche Prüfung erfolgreich absolviert haben. Er ist damit im Sinne des Gesetzes ein brauchbarer Jagdhund. Hier gelten die Prüfungsordnungen der Bundesländer. Diese unterscheiden sich inhaltlich. Um den Hund in anderen Bundesländern einsetzen zu können, müssen fehlende Prüfungsbestandteile nachgeprüft werden. Allerdings kann die Brauchbarkeit auch durch die Gebrauchshundeprüfung des Zuchtvereins (DRC-> Retrievergebrauchsprüfung) nachgewiesen werden.

Prüfungsbestandteile am Beispiel HessenAllgemeiner GehorsamVerhalten auf dem StandLeinenführigkeitSchussfestigkeit im Feld und am WasserSchweissarbeit auf künstlicher Rotfährte (300m)Bringen von Federwild auf der Schleppe (150m)Bringen von Haarwild auf der Schleppe (300m)Bringen der Ente aus deckungsreichem Gewässer
Es gibt keine Noten, es wird nur bestanden oder nicht bestanden festgestellt.

3.2 Anlageprüfungen im JGHV
VJP (Verbandjugendprüfung)
Die VJP wird auch die „Lehrlingsprüfung“ genannt. Sie ist für Vorstehhunde bestimmt.
Die Prüfung findet im Frühjahr statt. Geprüft werden die angewölften Eigenschaften des Junghundes. Das Höchstalter beträgt 15 Monate.
Prüfungsinhalte:
Feld:
Hasenspur, Nase, Suche, Vorstehen, Führigkeit und Schussfestigkeit.
HZP (Herbstzuchtprüfung)
Die „Gesellenprüfung“ für Vorstehhunde darf nur im Herbst abgehalten werden und dient der Feststellung der natürlichen Anlagen des Hundes mit den ersten Abrichtefächern. Das Höchstalter beträgt 24 Monate.
Prüfungsinhalte:
Feldarbeit: Hasenspur, Nase, Suche, Vorstehen, Führigkeit, 150 m Federwildschleppe, Schussfestigkeit, 300 m Haarwildschleppe.
Wasserarbeit: Schussfestigkeit am Wasser, Verlorenbringen aus tiefem Schilfwasser sowie Stöbern hinter der Ente sind die Wasserprüfungsinhalte.
Gehorsam: Allgemeiner Gehorsam

3.3 Leistungsprüfungen im JGHV

VGP (Verbandsgebrauchsprüfung)
Die VGP ist die Meisterprüfung der Vorstehhunde.
Prüfungsinhalte
Feldarbeit:
Nase, Suche, Vorstehen, Führigkeit, 150 m Federwildschleppe, Schussfestigkeit
Waldarbeit: 400 m nach 2-5 Stunden Standzeit die Schweißarbeit, 300 m Haarwildschleppe, Fuchs über Hindernis, Fuchsschleppe, Stöbern, Buschieren
Wasserarbeit: Schussfestigkeit am Wasser, Verlorenbringen aus tiefem Schilfwasser, Stöbern hinter der Ente)
Gehorsam: Verhalten auf dem Stand, Leinenführigkeit, Folgen frei bei Fuß, Ablegen mit Schuss, Allgemeiner Gehorsam, Vollendeter Gehorsam

VP (Vielseitigkeitsprüfung)Ist die die Meisterprüfung der Teckel.

GP (Gebrauchsprüfung)Die GP ist die Meisterprüfung sonstiger Rassen. Sie wird durch den DRC als RGP durchgeführt. Siehe DRC Prüfungen.VPS (Verbandsprüfung nach dem Schuss)
Die VPS ist eine Leistungsprüfung des JGHV und der Schwerpunkt der zu prüfenden Fächer sind die Arbeiten nach dem Schuss.
Prüfungsinhalte:
Waldarbeit:

Übernachtfährte Schweiß (400 m), Kaninchenschleppe, Bringen von Kaninchen, Stöbern, Buschieren, Fuchsschleppe (Wahlfach)
Wasserarbeit:
Stöbern ohne Ente im deckungsreichen Gewässer, Schussfestigkeit im Wasser, Verlorensuchen im deckungsreichen Gewässer, Stöbern mit Ente im deckungsreichen Gewässer, Bringen der Ente
Feldarbeit:
Federwildschleppe, Freies Verlorensuchen und Bringen eines ausgelegten Stückes Federwild, Bringen von Federwild
Gehorsam:
Allgemeines Verhalten- Gehorsam, Verhalten auf dem Stande, Leinenführigkeit, Folgen frei bei Fuß, Ablegen

VSwP (Verbandsschweißprüfung)
Sie ist eine reine Schweißprüfung. Es werden 0,25 l Schweiß auf 1000 m verwendet. Die Stehzeit beträgt 20 bzw. 40 Stunden.
Btr (Bringtreueprüfung)
Ein mindestens 2 Stunden vorher ausgelegter kalter Fuchs muß ohne besonderen Bringbefehl gefunden und gebracht werden.
Vbr (Verlorenbringerprüfung)
Die natürliche Wundspur eines kranken Hasen oder Fuchses muß über 300 m verfolgt werden. Das Stück ist zu finden und zu bringen. Die Prüfung wird nur innerhalb einer Jagd durchgeführt. Jagdliche Prüfungen im DRC

Die Prüfungsordnungen sind mit dem JGHV abgestimmt. Die Prüfungen orientieren sich an die Prüfungsinhalte des JGHV. Der Schwerpunkt bei den DRC Prüfungen sollen retrieverspezifisch als Apportierspezialist ausgelegt sein. Inhalte sind meist die Schleppenarbeit, Schweißarbeit, Verlorensuche, Markieren und Einweisen. Dabei gibt es natürlich Unterschiede im Schwierigkeitsaufbau der entsprechenden Prüfungen.
4.1 Anlagenprüfungen im DRC e.V.

Der Führer des Hundes muß Jagdscheininhaber sein. Ausnahmen werden aber aus züchterischen und jagdlichen Gründen gewährt. Die Prüfungen werden mit kaltem Wild durchgeführt.

JP/R (Jagdliche Jugendprüfung Retriever) Sinn und Aufgabe der Jugendprüfung für Retriever ist die Feststellung der natürlichen Anlagen des Junghundes im Hinblick auf seine Eignung und zukünftige Verwendung im vielseitigen Jagdgebrauch und als Zuchthund. Die JP/R dient ferner dem Erkennen des Erbwertes der Eltern, dessen Feststellung durch Prüfung möglichst vieler Nachkommen erleichtert wird. Die Prüfung wird mit kaltem Wild durchgeführt.
Das Mindestalter beträgt 9 Monate und das Höchstalter 24 Monate.



Prüfungsinhalte:
1. Freie Verlorensuche 2. Wasserfreudigkeit und Verlorensuche im deckungsreichen Gewässer
3. Spurwille und Sicherheit auf der Schleppspur
4. Standruhe
5. Merken
6. Feststellung der Schussfestigkeit (ohne Benotung)
7. Nasengebrauch
8. Bringen von Nutzwild
9. Führigkeit 10. Arbeitsfreude



BLP (Bringleistungsprüfung)Die BLP dient dazu, den jungen Hund auf seine Anlagen, seine Verwendung bei der Arbeit nach dem Schuss, seinen Gehorsam und seine Wesensfestigkeit zu beurteilen. Die BLP ist eine Anlagen- und Leistungsprüfung. Die BLP wird in den Monaten August bis Dezember durchgeführt. Der Führer des Hundes muß Jagdscheininhaber sein. Ausnahmen werden aber aus züchterischen und jagdlichen Gründen gewährt.

Prüfungsinhalte:
Anlagefächer:
1. Freie Verlorensuche und Bringen von 2 Stück ausgeworfenem Haarnutzwild
2. Wasserarbeit: Verlorensuche im deckungsreichen Gewässer
3. Führigkeit
4. Arbeitsfreude
5. Nasengebrauch
Abrichtefächer:
6. Einweisen auf und Bringen von 2 Stück ausgeworfenem Federwild
7. Federwildschleppe
8. Haarwildschleppe
9. Art des Bringens a. Hase oder Kanin b. Ente c. Fasan oder Huhn
10. Allgemeines Verhalten – Gehorsam
11. Gehorsamsfächer: a.Verhalten auf dem Stand b. Leinenführigkeit c. Folgen frei bei Fuß
d. Ablegen

Diese Prüfung wird auch gerne von Nichtjägern durchgeführt, da mit einer bestandenen BLP/R ein Start in der Gebrauchshundeklasse möglich und der Hund „tauglich für die jagdliche Leistungszucht“ ist.

4.2 Leistungsprüfungen im DRC e.V.

RGP (Retrievergebrauchsprüfung)
Die RGP ist eine Leistungsprüfung. Ziel dieser Prüfung ist es, Hunde für den waidgerechten Betrieb der Jagd, insbesondere für die Arbeit nach dem Schuss, herauszustellen. Es wird die Brauchbarkeit für den vielseitigen Jagdbetrieb (Feld-, Wald-, Wasserarbeit) festgestellt. Die Prüfung kann nur im Herbst ausgerichtet werden. Der Hund muß mindestens 18 Monate alt sein.
Die RGP hat einen so hohen züchterischen Wert, der sich in der Eintragung im Gebrauchshundestammbuch des DRC (DRC-GStB) und im Deutschen Gebrauchshundestammbuch (DGStB) niederschlägt. Die RGP wird als Meisterprüfung der Retriever bezeichnet.
Prüfungsinhalte:

I. Waldarbeit
1. Riemenarbeit – 400 m Tag oder Übernachtfährte
Totverbeller (zusätzlich)
Totverweiser (zusätzlich
2. Bringen von Fuchs über Hindernis (fakultativ)
3. Fuchsschleppe (fakultativ)
4. Bringen von Fuchs auf der Schleppe (fakultativ)
5. Hasen- oder Kaninchenschleppe
6. Freie Verlorensuche und Bringen von 2 Stück Nutzwild
a.) Arbeit am frisch geschossenen Wild oder
b.) Arbeit am ausgeworfenen Wild
7. Bringen von Hase oder Kaninchen
8. Buschieren
II. Wasserarbeit
1. Stöbern ohne Ente im deckungsr. Gewässer
2. Schussfestigkeit (wird nicht bewertet)
3. Verlorensuche im deckungsr. Gewässer
4. Stöbern mit Ente im deckungsr. Gewässer
5. Bringen der Ente
III. Feldarbeit
1. Verlorensuche von Federwild
a.) Arbeit am geflügelten Huhn/Fasan oder
b.) Federwildschleppe
2. Einweisen
a.) Einweisen auf 2 St. frisch gesch. Federwild oder
b.) Einweisen auf 2 St. ausgeworfenes Federwild
3. Bringen von Federwild
IV. Gehorsam
A. 1. Allgemeines Verhalten – Gehorsam
2. Verhalten auf dem Stand
3. Leinenführigkeit
4. Folgen frei bei Fuß
5. Ablegen
6. Schussfestigkeit und Hereinkommen
auf Ruf und/oder Pfiff
B. Arbeitsfreude

R/SwP (Vereins-Schweißprüfung)
Auf der Vereins-Schweißprüfung soll Fährtenwille, Fährtentreue, Ruhe, Sicherheit und Riemenfestigkeit des Hundes, geprüft werden. Die Fährte soll mit Einfühlungsvermögen des Führers und Durchhaltevermögen von Führer und Hund ausgearbeitet werden. Auf der Schweißprüfung sollen Führer und Jagdhund zeigen, dass sie in der Lage sind, eine mit wenig Schweiß hergestellte Kunstfährte auszuarbeiten, deren Länge, Alter und Verlauf entsprechende Ansprüche an das Gespann stellen. Zur Herstellung der Fährten darf nur Schalenwildschweiß verwendet werden, und zwar auf einer Prüfung nur Schweiß derselben Wildart.
Auf der 1000 m langen Fährte darf höchstens 0,25 l Schweiß verwendet werden. Bei der Zusatzfährte für Totverbeller und Verweiser höchstens 0,125 l Schweiß. Die Fährten werden im Wald gelegt und müssen über Nacht gestanden haben, die Mindeststehzeit der Fährten beträgt 20 oder 40 Stunden (je nach Ausschreibung).
Der Hund muß mindestens 24 Monate alt sein. Diese Prüfung kann noch unterschieden werden in mit und ohne Richterbegleitung.

HP/R (Dr. Heraus-Gedachtnis-Prüfung)
Die HP/R hat den Status der Eliteprüfung des DRC. In Gedenken an den Ehrenpräsidenten des DRC, Dr. H. W. Heraeus, wird diese Prüfung durchgeführt. Sie ist eine retrieverspezifische Prüfung nach dem Schuss. Sie zeigt die hervorragenden Eigenschaften der Retriever, indem sie hohe Anforderungen an die Nasenleistung, Lenkbarkeit, Merkfähigkeit und Apportierfreudigkeit der Hunde stellt. Bei seiner Arbeit soll der Hund ein ausgeglichenes Temperament und "guten Stil" zeigen, standruhig und leichtführig sein, ohne dabei an Selbständigkeit zu verlieren. Ziel dieser Prüfung ist es, die besten Hunde herauszustellen. Die Prüfung wird mit kaltem Nutzwild durchgeführt. Das Mindestalter beträgt 24 Monate. Ein Hund darf höchstens dreimal auf einer HP/R geführt werden.
Als Zugangsvoraussetzungen werden akzeptiert:
Die BLP/R mit mindestens ¾ der möglichen Höchstpunktzahl, die RGP/R, die VGP, die VPS oder eine anerkannte jagdliche Prüfung des Auslands (mind. Sehr gut), die bei Ausstellungen zum Start in der Gebrauchshundeklasse berechtigt. Ebenso die Dummyprüfung – F (mit mindestens “sehr gut”) sowie eine entsprechende ausländische Apportierprüfung (mit mindestens „sehr gut“).
Prüfungsinhalte
1. Haarwildschleppe 500 m
2. Marking (Merken) auf dem Lande mit Feder
3. Einweisen auf 2 Stück Federwild
4. Verlorensuche im deckungsreichen Gewässer
5. Marking (Merken) auf dem Wasser
6. Einweisen über ein Gewässer auf eine Schleppspur 7. Standtreiben mit Verlorensuche
PnS (Vereinsprüfung nach dem Schuss)
Die PnS ist eine eigenständige Prüfung, die sich aus Fächern der Prüfungen VGP, RGP, HP/R, Btr und Schweißprüfung ohne Richterbegleitung zusammensetzt. Die Prüfung wird jagdlich durchgeführt, hieraus können Regelabweichungen entstehen, die von den Richtern vorher angesagt werden.
Prüfungsinhalte:
1. Schweißarbeit gemäß SwPO/o.Rb
2. Verlorensuche - Wald: Verlorensuche wahlweise mit Fuchs gemäß Btr o-der mit schwerem Hasen (in Anlehnung an die Btr).
3. Haarwildschleppe: Schleppe in schwierigem Gelände gemäß HP/R.
4. Einweisen im Feld - Markieren – Standruhe: Sicheres Verhalten auf dem Stand. Bringen von Federwild nach Markieren und Einweisen gemäß HP/R.
5. Verlorensuche im Wasser:
Verlorensuche von zwei Enten im deckungsreichen Gewässer gemäß VGP.
6. Einweisen auf eine Schleppspur - Apport unter Ablenkung: Einweisen auf eine Entenschleppe am gegenüberliegenden Ufer gemäß HP/R.
7. Allgemeines Verhalten – Gehorsam: Die Eignung als sehr guter Jagdbegleiter soll der Hund während der gesamten Prüfung unter Beweis stellen. Die Bewertung erfolgt gemäß VGP.

SRP (St. John’s Retrieverprüfung)
Auch hier wird die Leistung nach dem Schuss geprüft. Das Ziel dieser Prüfung ist es, die Hunde herauszustellen, welche eine sehr gute Befähigung haben, geschossenes Wild zu finden und mit weichem Maul zu apportieren. Um eine derartige Beurteilung der Hunde möglich zu machen und um den hohen Anforderungen dieser Spezialprüfung gerecht zu werden, ist es notwendig, die Aufgaben möglichst jagdnah zu gestalten. Grundlage des Richtens auf dieser Prüfung ist das internationale Reglement für Arbeitsprüfungen im Felde (Field Trials) für Retrieverrassen. Prüfungzeitraum ist der Herbst. Die Prüfung wird mit kaltem Wild abgehalten. Für den Suchensieg wird das CACT des DRC ausgeschrieben. Der Hund muß mindestens 24 Monate alt sein. Als Zulassungsvoraussetzung gilt eine bestandene BLP/R mit mindestens 260 Punkten oder eine RGP .
Prüfungsinhalte:

I. Waldarbeit
1. Riemenarbeit - Übernachtfährte
Riemenarbeit - Tagfährte
Totverbeller (zusätzlich
Totverweiser (zusätzlich)
2. Bringen von Fuchs über Hindernis (fakultativ)
3. Fuchsschleppe (fakultativ)
4. Bringen von Fuchs auf der Schleppe (fakultativ)
5. Hasen- oder Kaninchenschleppe
6. Freie Verlorensuche und Bringen von 2 Stück Nutzwild
a.) Arbeit am frisch geschossenen Wild oder
b.) Arbeit am ausgeworfenen Wild
7. Bringen von Hase oder Kaninchen
8. Buschieren
II. Wasserarbeit
1. Stöbern ohne Ente im deckungsr. Gewässer
2. Schussfestigkeit (wird nicht bewertet)
3. Verlorensuche im deckungsr. Gewässer
4. Stöbern mit Ente im deckungsr. Gewässer
5. Bringen der Ente
III. Feldarbeit
1. Verlorensuche von Federwild
a.) Arbeit am geflügelten Huhn/Fasan oder
b.) Federwildschleppe
2. Einweisen
a.) Einweisen auf 2 St. frisch gesch. Federwild oder
b.) Einweisen auf 2 St. ausgeworfenes Federwild
3. Bringen von Federwild
IV. Gehorsam
A. 1. Allgemeines Verhalten - Gehorsam
2. Verhalten auf dem Stand
3. Leinenführigkeit
4. Folgen frei bei Fuß
5. Ablegen
6. Schussfestigkeit und Hereinkommen
auf Ruf und/oder Pfiff
B. Arbeitsfreude


5 Prüfungsauflagen für Zuchttiere (Zuchtordnung für Flat-Coated Retriever)

Gemäß Zuchtordnung der Flat-Coated Retriever im DRC sind folgende Auflagen zu erfüllen:
Mindestanforderunge an Zuchttiere sind mit

Auflage die Bestandene Dummyprüfung Anfänger (DP/A) und die Jugendprüfung Retriever (JP/R) oder Begleithundeprüfung Teil A mit DP/A
oder Begleithundeprüfung Teil A mit und JP/R

b) ohne Auflage
die BLP, RGP, DP/F, JEP/s, HZP, VPS, VGP



Glossar
Haarwild – Hase, Kaninchen
Federwild – Fasan, Ente, Taube, Huhn, etc.
Kaltem Wild – totes Wild, das bereits ausgekühlt ist.

Spurlaut - Der Hetzlaut des Hundes auf der Spur, ohne Sichtkontakt zum Wild
Sichtlaut - Der Hetzlaut des Hundes hinter Wild, das er sieht
Weidlaut - Ein Hund, der regelmäßig Laut gibt, ohne dabei Wild zu verfolgen oder Witterung von Wild hat
Angewölft – angeboren, vererbt

Buschieren - Das Absuchen von niederer Deckung mit kurzsuchenden Stöber- oder Vorstehhunden
Stöbern - Das Wild mit dem Stöberhund vom Boden aufjagen
Schleppe - Ein Balg oder erlegtes Wild wird über den Boden gezogen, um Hunde auf dieser künstlich gelegten Spur arbeiten zu lassen
Schweiß - Das Blut von Wild
Schweißarbeit - Beschreibt das Suchen mit dem Hund eines beschossenen Stückes Schalenwild auf dessen Schweißfährte.
Verlorenbringen - Apportieren durch den Hund von verloren gesuchtem Wild nach einer Schleppe
Frei Verlorensuche - Selbständige Suche des Hundes in einem bestimmten Bereich ohne Schleppe
Wasserarbeit - Bringen einer Ente, etc. aus dem Wasser
Schussfest - Ist ein Hund, der sich bei Schußabgabe völlig ruhig verhält
Schussscheu- ist ein Hund, der sich bei der Schußabgabe erschrickt
Schusshitzigkeit - Ist Ein Hund, der nach dem Schuß vorprellt, um sich zu dem geschossenen Stück Wild zu begeben

Hochwild - Sammelbezeichnung für alles früher der hohen Jagd zugeordnete Wild: Elch-, Rot-, Dam-, Stein-, Gems-, Muffel- und Schwarzwild, sowie Wisent, Rentier, Bär, Wolf, Luchs und Auerhahn.
Niederwild - Jagdkulturell bedingte Einteilung für alles nicht zum Hochwild gehörende Wild. Im Gegensatz zum Hochwild durfte es auch vom niederen Adel und den Bürgern gejagd werden und war nicht allein dem Landesfürsten vorbehalten.



Quellenangabe
DRC e.V., Prüfungsordnungen
Kosmos-Verlag, Die Kosmos Retriever Schule, Norma Zvolsky
Kosmos-Verlag, Praxiswissen Jagd, Grundwissen Jägerprüfung
Zeitschrift „Wild und Hund“
www.jagdschulatlas.de



Lars Sievert mit Fabricia-Faja umbra Fida
www.my-flatcoated-retriever.de